Briefkonvolut Kreuter, Bombenschaden Gießen, Bismarckstr.

geschrieben 3. Februar 1945 aus Rinteln. Der Feldpostbrief wurde von einem im
Lazarett liegenden Soldaten nach Dorf-Güll geschrieben,
wo die Familie Kreuter nach Bombardierung der Gießener
Niederlassung Unterkunft gefunden hatte.

(Nachlass 'Josef Kreuter, Farben- und Stempelfabrikant, Frankfurter Str. 131, Gießen')



            Rinteln, den 3. Februar 1945
            (abgeschickt 5.2.1945)

Lieber Herr Kreuter!

Da ich Ihren Brief vom 22.12.44
erhalten habe, möchte ich auch Ihnen
wieder einen Gruss senden. Habe mit Schmerz
den Verlust Ihres Besitzes aus dem
Brief entnommen. Ja, es ist aber doch
wirklich schwer, wenn man eines Tages
vor einem Nichts steht. Nun hatten Sie
alles verloren, was Sie in Ihren Lebens=
jahren aufgebaut haben. Die Fabrik hatte
also am 2. Dez. schon mal was abbekommen
und dann am 6. Dez. nochmals richtig. Es
ist ja furchbar. Gießen mag ja wohl
toll aussehen, wie man immer wieder hört.
Aber gefreut hat es mich, dass Sie und
Ihre Frau sowie Kind mit dem Leben
davon gekommen sind. Denn der Verlust
eines Menschenlebens wäre wohl noch viel
schlimmer. Aber es werden doch stets
Bomben auf G. geworfen. So sind also
auch viele Lazarette vernichtet
worden. Wie schrecklich. Sie wohnen da
nun in einem kleinen Ort, von wo Sie den
langen Weg oft nach Gießen antreten.
Die meisten Gefolgschaftsmitglieder sind
also ausgebomt. Hier ist es ja auch
mit Flieger toll. Tag und Nacht ist ja
Fliegeralarm. Liege nun schon 10 Wochen
im Bett und es wird auch noch paar
Wochen dauern. Im Osten geht es ja toll
her. Nun alles Gute und ein gesundes
Wiedersehen.          Gruss        Crombach

Gruss von meiner Frau u. Eltern - Grüsse an
Ihre Lieben u. Gefolgschaftsmitglieder

© Horst Decker