Briefkonvolut Kreuter, Bombenschaden Gießen, Bismarckstr.

geschrieben 26. Januar 1945 von befreundeter Familie aus Gera. Die Postkarte wurde nach
Dorf-Güll geschrieben, wo die Familie Kreuter nach Bombardierung der Gießener
Niederlassung Unterkunft gefunden hatte.

(Nachlass 'Josef Kreuter, Farben- und Stempelfabrikant, Frankfurter Str. 131, Gießen')



            Gera, am 25. Januar 1945
            (abgeschickt 26.1.1945)

Lieber Herr Kreuter!

Unsere allerbesten Grüße zuerst!
Vielen herzlichen Dank für Ihre so lieben
Zeilen vom 15.1., die uns gestern erreichten.
Zutiefst erschüttert über den Sie betrof-
fenen Schicksalsschlag. Wir ahnten schon
nichts Gutes, aber daß Sie so schwer heim-
gesucht wurden vermuteten wir nicht im
Geringsten. Es ist hart, ja bitter hart, wenn
man sein Lebenswerk in Form von
Ruinen sieht. Verzagen auch Sie nicht und
so wollen wir in unseren alten Tagen
nochmals an den Wiederaufbau gehen.
Möge der Allmächtige uns seinen Se-
gen nicht versagen! Ihr Herr Sohn ist ja
noch jung und wird dieses Mißge-
schick leichter ertragen als wir Alten.
     Heute sind es 14 Tage als meine
gute Frau bei Schneeglätte stürzte und
sich das rechte Ellenbogen-Gelenk brach.
Nun wollen wir mit neuem Mut an
die Arbeit gehen und hoffen zuversichtlich,
daß uns alles gut gelingen möge.
Ihre liebe Gattin wird Ihnen treu zur
Seite stehen. Ein herzliches Glück auf!

Ihnen lieber Herr Kreuter
und Ihrer lieben Gattin
alles Glück für die nächste
Zukunft und verbleiben
wir mit den herzlichsten
Grüßen in alter Treue
Ihre Gretl u. Fritz Rall

© Horst Decker